Nicht zuletzt die aufgeregten Reaktionen in den Medien und in der Bevölkerung auf die jüngsten Fälle von Vogelgrippe haben es wieder gezeigt: Der Ausbruch einer seuchenartigen Krankheit fördert eine tiefsitzende Verstörung über das Unbeherrschbare in der Natur zutage. Eine universale Chiffre für diese Ängste ist die Pest, jahrhundertelang Geißel der Menschheit und inzwischen vielfältig erforscht. Dabei fehlte es allerdings bisher aufgrund der Quellenproblematik an eingehenderen Untersuchungen zur Pest in der Antike. Hier setzt der spannende Aufsatzband an, den der Tübinger Althistoriker Mischa Meier herausgegeben hat. In einem er-sten Teil bietet er in acht Beiträgen eine Spurensuche zur „Pest“ in der Antike, wobei keineswegs geklärt ist, ob es sich bei den in den antiken Quellen geschilderten Seuchen um die durch das Pestbakterium „Yersinia pestis“ ausgelöste Krankheit handelte.
In weiteren Kapiteln werden vergleichend der „Schwarze Tod“ im Mittelalter, die Pest im Byzantinischen Reich und in der arabischen Welt, Pestangst und Pestbekämpfung in der Neuzeit und die Verarbeitung von Pesterfahrungen in Kunst und Literatur präsentiert. Informative Einzelstudien wechseln sich mit höchst instruktiven Überblicksdarstellungen ab. So bietet der Band in überzeugender Weise eine moderne, gut lesbare Seuchengeschichte für einen breiten Leserkreis.
Rezension: Talkenberger, Heike