Das Thema „Covid-19“ in all seinen Facetten beherrscht Medien und Öffentlichkeit. Kann ein Blick in die Geschichte Orientierungspunkte im Strudel der Meinungen und Analysen bieten oder gar Handlungsanweisungen für den Umgang mit dieser Pandemie erbringen? Ja, meinen die Medizinhistoriker Heiner Fangerau und Alfons Labisch.
In ihrem Buch mustern sie verschiedene Seuchen der Vergangenheit durch, fragen nach Krankheitsauslösern und Sterbeziffern sowie nach staatlichen, medizinischen und gesellschaftlichen Reaktionen. Dabei unterscheiden sie zwischen nicht zuletzt durch die Medien „skandalisierten Krankheiten“ und „echten Killern“. Zu Letzteren gehören nicht nur die Pestepidemien, sondern auch Typhus und Fleckfieber, die die europäischen Armeen oft mehr als der Krieg selbst dezimierten, vor allem aber die bis heute viel zu wenig öffentlich beachtete Malaria. Eine skandalisierte Krankheit war dagegen die Cholera, die trotz deutlich geringerer Opferzahlen große Ängste hervorrief und Anlass zu Denunziationen und sozialer Ausgrenzung bot.
Ist „Covid-19“ also eine skandalisierte Krankheit? Die Antwort der Autoren fällt differenziert aus und stellt zugleich die in der jüngsten Vergangenheit ergriffenen Maßnahmen wie Quarantäne, Hygiene und Isolation in einen historischen Kontext. Am Ende werden notwendige Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Pandemien benannt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Heiner Fangerau/Alfons Labisch
Pest und Corona
Pandemien in Geschichte, Gegenwart und Zukunft
Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 2020, 191 Seiten, € 18,–