Wohl die meisten der Nachkriegsgeneration kennen sie: die Erzählungen der Familienangehörigen über die NS-Zeit, in der häufig die Betonung des eigenen Leidens unter Krieg, Bomben oder Hunger dominiert. Wie diese Erinnerungen der Kriegsgeneration von den Enkeln verarbeitet wurden und welches „Geschichtsbewußtsein“ sich bei ihnen ausprägte, diesen Fragen gehen Harald Welzer, Sabine Moller und Karoline Tschuggnall in dem spannenden und wichtigen Band „Opa war kein Nazi“ nach. Auf der Basis von 142 Einzelinterviews und 40 Familiengesprächen, die im Rahmen eines Forschungsprojekts „Tradierung von Geschichtsbewußtsein“ geführt wurden, rekonstruieren die Autoren Strukturen des „Familiengedächtnisses“ und stellen unter anderem heraus, daß die Bilder und Vorstellungen über den Nationalsozialismus, die hier produziert werden, wesentlich bedeutsamer für die Einstellung der Enkel sind als das in der Schule erlernte Wissen – ein Ergebnis, das nicht nur Lehrer aufhorchen lassen sollte.
Rezension: Talkenberger, Heike