Die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München werden auf immer mit dem Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft verbunden bleiben. Bei der Geiselnahme und dem missglückten Versuch ihrer Befreiung starben 17 Menschen – ein Fiasko. Gescheitert waren die heiteren und demokratischen Spiele, die bewusst als Gegenveranstaltung zu Olympia 1936 in Berlin konzipiert worden waren und ein neues, auf die Entspannungspolitik Brandts setzendes Deutschland präsentieren sollten. Die Welt war entsetzt, dennoch entschied das IOC, die Spiele fortzusetzen. Der Traum von unpolitischen, nichtkommerziellen Spielen war endgültig ausgeträumt.
Für die Journalisten Roman Deininger und Uwe Ritzer wird Olympia 1972 zu den „Spielen des Jahrhunderts“. Um diese These zu erhärten, beginnen sie mit 1936 und skizzieren dann wichtige politische, gesellschaftliche und sportliche Entwicklungen bis 1972. In ihrer Schilderung der dramatischen Geschehnisse lassen sie keinen Zweifel am völligen Versagen von Politik, Polizei und Behörden. Und auch sonst herrschte nicht eitel Sonnenschein in München: Die sportlichen Ereignisse, übertragen in alle Welt von einem medialen Großaufgebot, wurden vom deutsch-deutschen Konflikt ebenso bestimmt wie von rassistischer Diskriminierung – auch diese Probleme blieben.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Roman Deininger/Uwe Ritzer
Die Spiele des Jahrhunderts
Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland
Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2021, 527 Seiten, € 25,–