Eine Geschichte der Zivilisation, verdichtet in 64 Objekten (noch nicht einmal 100, wie sonst gern zur Grundlage genommen) – kann das wirklich funktionieren? Stefan Laube will dazu noch den enormen Zeitraum von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert abdecken. Die von ihm ausgewählten Objekte stammen allesamt aus den Staatlichen Museen Berlin, was an Neil MacGregors erfolgreiches Buch „Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten“ (München 2011) erinnert.
„Ein Ganzes“ sollen vier Aspekte menschlichen Lebens abdecken: die Umwelt mit Jagd, Rausch und Magie, der Alltag mit Kleidung, Wohnung und Essen, die Gesellschaft mit Geschenk, Krieg und Debatte sowie Zeit und Ewigkeit mit Uhren oder Totengedenken. Anregend ist es, wie Laube Objekte aus verschiedenen Epochen sich gegenseitig beleuchten lässt, um anthropologische „Ähnlichkeiten“ herauszustellen. So kombiniert er etwa im Kapitel „bannen & beschwören“ eine Kraftfigur aus dem Kongo mit einem Armreliquiar des heiligen Georg sowie mit Gemälden von Rembrandt und Emil Nolde. Und informativ sind seine Ausführungen zu den Objekten auch. Doch ein repräsentatives „Ganzes“ wird dann doch nicht dargestellt, dazu behält das Buch zu sehr den Charakter des Kursorischen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Stefan Laube
Der Mensch und seine Dinge
Eine Geschichte der Zivilisation, erzählt an 64 Objekten
Carl Hanser Verlag, München 2020, 510 Seiten, 32,–