Zwischen Deutschland und Frankreich bestand in den letzten Jahrhunderten oft eine spannungsreiche Beziehung. Es ist vor allem keine Selbstverständlichkeit, dass nach dem deutschen Angriff auf Frankreich im Zweiten Weltkrieg und den daraus entstandenen traumatisierenden Erfahrungen dort eine andere Seite aufgeschlagen und ein partnerschaftliches Verhältnis entwickelt werden konnte.
Günter Müchler erinnert in der Einleitung zu seinem neuen Buch mit Recht daran, dass nur durch die Idee eines gemeinsamen Europas die angebliche „Erbfeindschaft“ zwischen beiden Ländern überwunden wurde. Diese Idee aber ist inzwischen massiv unter Druck geraten. Umso wichtiger ist es, sich noch einmal das schwierige Verhältnis beider Nachbarn vor Augen zu führen.
Während Deutsche und Franzosen im Mittelalter weitgehend friedlich nebeneinander existierten, änderte sich dies Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit dem Konflikt zwischen den Habsburgern und der Dynastie der Valois um die Vorherrschaft in Europa. In kurzen Kapiteln skizziert Müchler dann die französisch-deutschen Geschicke seit Ludwig XIV. Von den Verheerungen der Franzosen in der Pfalz, der janusköpfigen Französischen Revolution, der napoleonischen Herrschaft und der massiven Franzosenfeindschaft der Restaurationszeit über den Mythos von der „Wacht am Rhein“ und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bis zur
Résistance gegen das NS-Regime reicht der weite Bogen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Günter Müchler
Beste Feinde
Frankreich und Deutschland – Geschichte einer Leidenschaft
Verlag wbg Theiss, Darmstadt 2022, 309 Seiten, € 25,–