Die Geschichte von Siegfrieds Tod und dem Untergang der Burgunden, die „Nibelungensage“, ist fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Woher stammt eigentlich dieser Stoff, und wie konnte er zum „deutschesten aller deutschen Stoffe“ (so der Dichter Heiner Müller) avancieren?
Der Germanist Joachim Heinzle legt die Ursprünge der Sage offen und verfolgt ihre Entwicklung bis zu ihrer kritischen Reflexion im 20. Jahrhundert. Eine ausführliche Einführung schildert den Entstehungskontext der Geschichte. Hinter ihr steht die katastrophale Niederlage des germanischen Personenverbands der Burgunden gegen die Römer im Jahr 435/36. Wahrscheinlich ist auch der Name „Nibelungen“ historisch. Die Hunnen, die in der Sage eine so herausragende Rolle spielen, waren eigentlich nur als Söldner im römischen Heer präsent. Im Hauptteil des Buchs bietet Heinzle eine höchst informative Textsammlung: vom „Alten Atlilied“ des 9. Jahrhunderts über das „Nibelungenlied“ (mit Übersetzung) bis hin zur Sagenrezeption in Dichtung und Politik seit dem 18. Jahrhundert.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger