Der Religionswissenschaftler Bernhard Maier hat sich den christlichen Missionaren der Neuzeit gewidmet. Seine Studie ist ambitioniert: Der untersuchte Zeitraum umfasst sechs Jahrhunderte, der untersuchte Raum die ganze Welt. Maiers Anspruch: die Ergebnisse der jüngsten Forschung zu bündeln und so einen neuen Blick auf die Geschichte der christlichen Mission in ihrer Gesamtheit zu ermöglichen.
Nachdem Maier einleitend auf die Anfänge des Christentums als missionierende Religion im Römischen Reich hingewiesen hat, setzt er 1492 mit der katholischen Missionierung Lateinamerikas ein. Von dort geht es weiter nach Nordamerika, Indien, Japan, China, Ozeanien und in den hohen Norden. Maier hat dabei stets die enge Verbindung zwischen Missionierung und Kolonialisierung im Blick und zeigt, dass beide miteinander einhergingen. Eine Herausforderung liegt, wie Maier selbst betont, im Ungleichgewicht der Quellen. So soll nicht nur die Perspektive der Missionare, sondern auch die der Missionierten beziehungsweise derjenigen, die sich gegen die Missionierung wehrten, berücksichtigt werden. Auch wenn die europäischen Quellen deutlich überwiegen, versucht Maier diesem Perspektivwechsel gerecht zu werden. Sein Buch bietet einen faktendichten, fundierten Überblick und ist ein treffliches Nachschlagewerk zur Missionsgeschichte.
Rezension: Anna Joisten
Bernhard Maier
Die Bekehrung der Welt
Eine Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit
Verlag C. H. Beck, München 2021, 448 Seiten, € 32,–