Im Mittelalter war der Krieg allgegenwärtig; vor ihm blieb kaum eine Region und keine soziale Gruppe dauerhaft verschont. Der Historiker Martin Clauss hat einen kompakten Überblick über die Militärgeschichte der Zeit zwischen 500 und 1500 veröffentlicht. Er folgt einerseits der Chronologie – von den Merowingern bis zur Türkengefahr des ausgehenden 15. Jahrhunderts –, andererseits erschließt er religions-, sozial- und kulturgeschichtliche Horizonte. Er klärt über Rekrutierungsmechanismen ebenso auf wie über den Wandel in Bewaffnung, Strategie oder Taktik, vergisst aber auch die Kriegsopfer nicht. Diese waren oft unter der Zivilbevölkerung zu finden. Hinter Formulierungen wie „sie verwüsteten ganze Landstriche“ steckt namenloses Leid der Bevölkerung. Die Grenzen zwischen Beteiligten und Unbeteiligten waren ohnehin oft fließend, etwa, wenn Stadtbewohner oder Bauern bei einem Überfall zur Waffe griffen. Der Autor betont jedoch, dass unsere moderne Skepsis gegenüber Gewaltanwendung nicht mit mittelalterlichen Anschauungen übereinstimmt. Gewalt, Blutvergießen und die Qual der Opfer wurden sogar positiv gedeutet, wenn es etwa um den Kampf der Christen gegen die „Heiden“ ging.
Immer wieder waren es Neuerungen, die kriegsentscheidend wurden, etwa die Herausbildung des Rittertums im 11. und 12. Jahrhundert, die Entwicklung von effektiven Waffen wie dem Langbogen oder die wachsende Bedeutung von Fußkämpfern mit Hellebarde, wie sie seit dem 14. Jahrhundert immer häufiger eingesetzt wurden.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Martin Clauss
Militärgeschichte des Mittelalters
Verlag C. H. Beck, München 2020, 128 Seiten, € 9,95