Fast täglich erreichen uns Meldungen über Krisen und Konflikte im Nahen Osten. Die kriegerischen Auseinandersetzungen kosten nicht nur erschreckend viele Menschenleben, sie haben oft auch die Zerstörung unersetzbarer kultureller Zeugnisse zur Folge. So auch im kriegsgebeutelten Irak: Er umfasst den größten Teil Mesopotamiens, wo die frühesten Hochkulturen Vorderasiens entstanden. Mit dieser Region befasst sich ein neuer Band von Wolfgang Korn. Bereits 2004 erschien eine Publikation des Journalisten und Sachbuchautors mit demselben Titel, doch der neue Untertitel „Wiege der Zivilisation und aktueller Krisenherd“ weist darauf hin, dass Korn seine historische Betrachtung durch Bemerkungen zur heutigen politischen Situation ergänzt hat.
Gleichwohl steht nach wie vor die Geschichte des „Zweistromlands“ im Vordergrund: Von den ältesten Siedlungen der Menschheit in Göbekli Tepe und Çatal Hüyük über die Herrschaft der Sumerer, Hethiter und Assyrer über die griechische und römische Zeit bis hin zur Islamisierung und der Errichtung der Terrorherrschaft Saddam Husseins zeichnet Korn ein anschauliches Bild der immensen Kulturschätze, aber auch der andauernden, mit Gewalt ausgetragenen Konkurrenz um den fruchtbaren Siedlungsraum (bzw. seit dem 20. Jahrhundert um das reiche Ölvorkommen).
Rezension: Dr. Heike Talkenberger