Wie haben Intellektuelle das Meinungsklima der Bundesrepublik geprägt? Und welches Verhältnis hatten sie dabei zu den Medien? Diesen spannenden Fragen ist der 2019 verstorbene Hamburger Historiker Axel Schildt nachgegangen. Seine umfangreiche, dennoch unvollendet gebliebene Studie ist postum erschienen; das Kapitel über die 1970er und 1980er Jahre konnte er leider nicht mehr fertigstellen.
Heftige Debatten prägten die bundesrepublikanischen Medien von Anfang an; die Vorstellung des Intellektuellen als eines einsamen Denkers ohne Gesellschaftsbezug erweist sich als irrig. Schildt schildert, wie sich rund um die sich ausdifferenzierende Medienlandschaft – um Zeitschriften, Verlage und Rundfunkanstalten – verschiedene intellektuelle Lager bildeten, vom „christlichen Lager“ um den „Rheinischen Merkur“ bis zur sozialdemokratisch orientierten Gruppe um die „Süddeutsche Zeitung“. Eine große Rolle für die Meinungsbildung spielte der anspruchsvolle Hörfunk.
Um 1960 macht Schildt einen Wandel aus, eine „Doppelrevolution“ in Gesellschaft und Medien. Es vollzog sich der Aufstieg der „Fernsehgesellschaft“. Kritische Sendungen wie „Report“ oder „Panorama“ entstanden und wurden von der „Bild“-Zeitung als linke „Fernseh-Diktatur“ gebrandmarkt. Das Fernsehen verdrängte die anderen Medien aber keineswegs, sondern diese vergrößerten ihre Reichweite.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Axel Schildt
Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik
Wallstein Verlag, Göttingen 2020, 896 Seiten, € 46,–