Das peruanische Weltkulturerbe Machu Picchu stellt der Ethnologe und Altamerikanist Berthold Riese vor. Zunächst zeichnet er die wissenschaftliche Entdeckung der Inka-Stadt durch den Amerikaner Hiram Bingham im Jahr 1911 nach. Riese zeigt auf anschauliche Weise, welche Motive Binghams Suche nach indianischen Altertümern leiteten und wie seine Entdeckung durch die peruanische und die US-amerikanische Politik vereinnahmt wurde.
In einem zweiten Teil stellt der Autor die Geschichte der Inka und die Eroberung Perus durch den Spanier Pizarro dar. Der dritte Teil beschreibt das Stadtbild, die Häuser, Plätze, Straßen und Versorgungseinrichtungen Machu Picchus. Teil vier behandelt die Diskussion um Funktion und Bedeutung der Stadt in altindianischer Zeit und geht auf die verschiedenen Theorien ein, die im Lauf der Forschungsgeschichte dazu aufgestellt wurden: War Machu Picchu der Landsitz eines adligen Inkas, ein Regierungssitz, eine Grenzfestung oder ein kultischer Ort?
Kapitel fünf zeigt, welchen Zwecken das historische Erbe, dessen Erhaltung nach der UNESCO-Auszeichnung 1983 mehr als nur eine nationale Prestigeangelegenheit ist, heute dient, und diskutiert zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten. Über Jahre hinweg wurde der Zugang zur Stadt planmäßig erleichtert, die Größe des archäologischen Parks mehr als verdreifacht. Ambivalent sieht Riese die Touristenströme, die Zerstörungen der Landschaft und der historischen Bausubstanz mit sich bringen, aber auch unabdingbar für den Lebensunterhalt der einheimischen Bevölkerung sind. Das abschließende Kapitel geht auf die historische Aufwertung des Ortes durch Staatspräsident Alejandro Toledo ein.
Berthold Riese ist ein kurzer, prägnanter Überblick gelungen, der mit abwägenden persönlichen Urteilen zum Nachdenken anregt und deutlich macht, daß Machu Picchu Teil des kollektiven Gedächtnisses der Menschheit geworden ist.
Rezension: Schmölz-Häberlein, Michaela