Mit dem Schlagwort „Ereignis Weimar-Jena“ bezeichnet man jene einmalige historische Konstellation, in der sich mit Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland, gefördert durch Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, eine außergewöhnliche „Kulturverdichtung“ im eigentlich provinziellen Raum ergab. Aufklärung, Klassizismus, Idealismus und Romantik überlagerten sich hier, wichtige Denkanstöße für die Entwicklung Deutschlands entstanden.
Georg Schmidt, langjähriger Leiter eines Sonderforschungsbereichs zum Thema an der Universität Jena, hat eine schön geschriebene Betrachtung der Welt von Weimar und Jena um 1800 vorgelegt. Geprägt wurde die Gesamtsituation durch die Erfahrungen mit der Französischen Revolution, die Poeten wie Schiller zunächst enthusiastisch begrüßten, um sich dann enttäuscht abzuwenden. Schiller wollte, so Schmidt, „die Leidenschaften, die in der Französischen Revolution zu Chaos und Barbarei geführt hatten, durch die Harmonie stiftenden Künste zähmen“. Und: Die Menschen sollten durch die Künste auf die Freiheit vorbereitet werden. Das Zusammenwirken von „Macht und Geist“ in Weimar und Jena galt lange als vorbildlich; welche Fallstricke diese Allianz für die weitere politische Entwicklung in Deutschland barg, auch das liest man in diesem Buch.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Georg Schmidt
Durch Schönheit zur Freiheit
Die Welt von Weimar-Jena um 1800
Verlag C. H. Beck, München 2022, 384 Seiten, € 29,95