Blickt man auf die Neuerscheinungen der letzten zehn Jahre, so erscheint Ludwig XIV. als eine der populärsten Persönlichkeiten der frühen Neuzeit. Der Sonnenkönig wurde gleich mit mehreren Büchern bedacht. Erst 2022 erschien eine opulente Biographie aus der Feder des britischen Historikers Philip Mansel. Nun liegt wieder eine neue Lebensgeschichte des Herrschers vor. Geschrieben hat sie Johannes Willms. Der inzwischen verstorbene Historiker stellt Ludwig XIV. einleitend in eine Reihe mit zwei anderen Herrschern, die Frankreichs Geschichte und Selbstverständnis durch einen „Überschuss an Glanz und Macht“ wesentlich geprägt hätten: Charles de Gaulle und Napoleon.
Entsprechend dieser Beobachtung, ist es Ludwigs Streben nach Glanz und Macht, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht. Besonders eindrücklich kommt dies erwartungsgemäß im Kapitel über Schloss und Park von Versailles zur Geltung, das ein großes Lesevergnügen bietet. Willms ist an einer Glorifizierung seines Protagonisten allerdings nicht gelegen. Stattdessen betont er die Schwächen des absolutistischen Herrschers, was bereits in den Bezeichnungen der drei Teile sichtbar wird, mit denen er Ludwigs Leben gliedert: Von „Illusion der Macht“ und „Schatten der Macht“ ist dort die Rede. Entstanden ist ein starkes und schonungsloses Porträt.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Johannes Willms
Louis XIV
Der Sonnenkönig und seine Zeit
Verlag C. H. Beck, München 2023, 532 Seiten, € 36,–