Mit dem Buch „1913“ hat Florian Illies Furore gemacht. Es war ihm gelungen, ein vielstimmiges Panorama der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu entwerfen, bei dem er sich vor allem auf die Selbstzeugnisse bekannter Persönlichkeiten bezog. Nun legt er mit „Liebe in Zeiten des Hasses“ eine unterhaltsame Erzählung nach ähnlichem „Strickmuster“ vor, die die Jahre 1929 bis 1939 umfasst und sich auf das Liebesleben berühmter Paare fokussiert. Wir finden uns mit Jean-Paul Sartre im Frühjahr 1929 in Paris, wo er zunächst vergeblich auf Simone de Beauvoir wartet, in Berlin mit der temperamentvollen Lyrikerin Mascha Kaléko und ihrem stillen Mann Saul, oder wir erfahren von der großen Liebe zwischen Erika Mann und Therese Giehse.
Was 1929 in Leichtigkeit begann, gerät nach 1933 massiv unter Druck, etwa wenn Erika Mann mit ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“ von Nazis beobachtet wird. Zu den Ersten, die wegen der neuen Machthaber emigrieren, gehören George Grosz und seine Frau Eva, während Erich Kästner die Gefahren noch nicht sehen will und sich in neue Liebschaften stürzt. Aber immer häufiger mischt sich nun Tragik in das von Illies geschilderte Liebestreiben.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Florian Illies
Liebe in Zeiten des Hasses
Chronik eines Gefühls 1929 – 1939
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021, 431 Seiten, € 24,–