Denkt man an bahnbrechende Erfindungen der Menschheit, kommt einem normalerweise zuerst das Rad in den Sinn. Michael Simon Karg, der Autor des vorliegenden Buches, denkt stattdessen an den Knoten. Ihm zufolge hat die Verschlingung von Faden, Seil oder jedem anderen biegsamen Material eine herausragende Bedeutung für die menschliche Entwicklung. Er hat sich deshalb auf die Suche nach der langen Geschichte gemacht, die sich hinter diesem zunächst unscheinbaren Helfer verbirgt.
Wann genau das erste Mal geknotet wurde, lässt sich nicht exakt bestimmen, doch nimmt man an, dass Baumwurzeln und Grashalme, Sehnen oder Lederriemen, kurzum alles, was dazu genutzt werden konnte, um etwas zu befestigen, neben Stock und Stein zu den ersten Werkzeugen des Menschen gehörte. Knoten halfen dabei, Brennholz zu bündeln, Lasten zu ziehen, Fleisch aufzuhängen oder Sehnen über Bögen zu spannen. Darüber hinaus dienten sie im Lauf der Geschichte aber in ganz unterschiedlichen Kulturen weltweit noch zu viel mehr: als Messinstrumente, zum Rechnen, zur Zeiterfassung und sogar als Schriftsysteme. Alle diese Erkenntnisse hat Karg in einer unterhaltsamen Lektüre zusammengefasst, die zahlreiche Überraschungen bereithält.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Michael S. Karg
Am Anfang war der Knoten
Die zentrale Bedeutung des Knotens für die Menschheit
Eine Kulturgeschichte
zu Klampen Verlag, Springe 2023, 280 Seiten, € 28,–