Krieg macht krank, sowohl körperlich als auch psychisch. Im Umfeld kriegerischer Auseinandersetzungen erleben Menschen Gewalt, Tod, Verstümmelung, Hunger und Seuchen – und das nicht nur heute, sondern seit Anbeginn der Menschheit.
Der interdisziplinär angelegte Tagungsband widmet sich der vielschichtigen Verbindung von Krieg und Krankheit im Wandel der Zeit. Die Autorinnen und Autoren fragen mit Blick auf verschiedene Epochen und Räume zum einen, ob und wie die Menschen in verschiedenen historischen Kontexten einen Zusammenhang zwischen Krieg und Krankheit erkannten. Zum anderen untersuchen sie, wie Gesellschaften mit Personen umgingen, die langfristige kriegsbedingte Krankheiten erlitten. Beiträge finden sich etwa zu Wahnerscheinungen nach Jahrzehnten des Krieges im spätantiken Amida, zur medizischen Selbsthilfe in Form von magischer Medizin und Schutzzauber im frühneuzeitlichen Militär, zur Kolonialmedizin im Gefolge des Spanisch-Amerikanischen Kriegs nach 1898 und zu psychisch erkrankten Offizieren in der Weimarer Republik. Der Medizinhistoriker Karl-Heinz Leven zeigt in seinem Beitrag zum Zusammenhang von Krieg und Seuchen im antiken Athen, dass der „attischen Pest“ während des Peloponnesischen Krieges gar eine Bedeutung als Kriegswerkzeug beikam.
Rezension: Anna Joisten
Nikolas Funke/Gundula Gahlen/Ulrike Ludwig (Hrsg.)
Krank vom Krieg
Umgangsweisen und kulturelle Deutungsmuster von der Antike bis in die Moderne
Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2022, 384 Seiten, € 39,–