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Kopfgeld – Bezahlte Denunziation von Juden in den besetzten Niederlanden

Liempt, Ad van

Kopfgeld – Bezahlte Denunziation von Juden in den besetzten Niederlanden

Jeder kennt wohl die Geschichte Anne Franks: Das 15jährige jüdische Mädchen wurde 1944 mitsamt seiner ganzen Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus entdeckt und nach Auschwitz deportiert. Wenige Wochen vor Kriegsende starb Anne schließlich im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wurde aber durch ihr Tagebuch posthum zu einer Symbolfigur für die zahllosen Ermordeten.

Über die aufopferungsvollen Helfer, die der Familie Frank das Untertauchen ermöglichten, ist viel geschrieben und geforscht worden. Dagegen herrscht bis heute keine Klarheit darüber, wer die Franks verraten hat. Sicher ist, daß Denunziationen in den Niederlanden keine Einzelfälle waren: Das neue Buch „Kopfgeld“ des niederländischen Journalisten Ad van Liempt beschäftigt sich mit diesem im Nachbarland lange verdrängten Kapitel des bezahlten Verrats versteckter Juden in der Zeit der deutschen Besatzung seit 1940. Erschreckend effizient waren ganze Kolonnen holländischer Kollaborateure vor allem in Amsterdam unterwegs, um Verstecke jüdischer Bürger aufzuspüren. Nüchtern, aber sehr eindringlich, schildert der Autor, daß die Menschenjäger teilweise für eine Prämie von 7,50 Gulden pro deportierten Juden über Schicksale entschieden. Nicht immer einfach ist es, bei der Vielzahl eingeführter Namen von Opfern und Tätern die Übersicht zu behalten, dennoch gibt das Buch einen bravourös recherchierten Einblick in einen bislang vergessenen Aspekt deutsch-niederländischer Geschichte.

Rezension: Böhles, Marcel

Liempt, Ad van
Kopfgeld – Bezahlte Denunziation von Juden in den besetzten Niederlanden
Siedler Verlag, Berlin 2005, 352 Seiten, Buchpreis € 24,00
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