Das Konzept der „Erinnerungsorte“ (Étienne François) ist schon auf zahlreiche Epochen und Themengebiete angewandt worden. Es ermöglicht die Zusammenstellung diverser historischer Phänomene unter einem Begriff, der nur zum kleinen Teil geographische Orte meint.
Nun hat der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer einen lesenswerten Band zu „Erinnerungsorten deutscher Kolonialgeschichte“ vorgelegt. Er kombiniert Vorstellungswelten („Die Südsee“, „Der Urwald“, „Serengeti darf nicht sterben“ oder der „Sarotti-Mohr“) mit der Weltpolitik (die Hunnenrede, die Bagdadbahn), Institutionen (das Völkerkundemuseum oder Albert Schweitzers Spital in Lambarene), Akteuren (Alexander von Humboldt oder Paul von Lettow-Vorbeck) und Denkmälern (etwa dem Schlachtfeld am Waterberg in Namibia).
Vielen ist sicherlich der damals höchst erfolgreiche Film „Serengeti darf nicht sterben“ (1959) von Bernhard Grzimek ein Begriff. Der Beitrag von Bernhard Gißibl und Johannes Paulmann macht deutlich, dass sich deutsche Naturschützer unter Berufung auf Grzimek bis heute für die „Unberührtheit“ des Serengeti-Nationalparks im einstigen Deutsch-Ostafrika einsetzen und afrikanische Interessen, speziell die der in der Serengeti lebenden Massai, zurückweisen. Darin, so die Autoren, bleibe der koloniale Habitus gegenüber Afrika unreflektiert erhalten. Ironie der Geschichte: Grzimeks Tierfilme förderten den Safari-Tourismus.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger