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Kaffee – Geschichte eines Genussmittels

Krieger, Martin

Kaffee – Geschichte eines Genussmittels

Fast jeder trinkt ihn, vor allem morgens, um richtig wach zu werden. Um ihn herum entwickelten sich eigene Formen des Konsums und der Geselligkeit. Und dabei gibt es ihn bei uns erst seit dem 17. Jahrhundert. Sein globaler Siegeszug gehört zu den ersten und durchschlagendsten Erfolgen der frühen Globalisierung. Die Rede ist vom Kaffee.

Fälschlich als Erfindung den Türken zugeschrieben („Türkentrank“), stammt die Kaffeebohne wohl aus der äthiopischen Provinz Kaffa. Als Luxuskonsumgut bekannt wurde jedoch vor allem der hochwertige Kaffee aus dem Jemen, der lange Zeit Hauptproduzent des schwarzen Trankes war. Vor allem im 18. Jahrhundert wurden dann nicht zuletzt in den europäischen Kolonialgebieten neue Anbauzonen erschlossen, so dass man heute eher Guatemala oder Sri Lanka mit Kaffee identifiziert als das Land auf der arabischen Halbinsel. Tatsächlich kommt jedoch ein gutes Drittel der Kaffeeproduktion heute aus Brasilien.

In beeindruckender Weise erzählt der Kieler Historiker Martin Krieger die Geschichte des Kaffees als landwirtschaftliches Produkt und zunehmend globales Wirtschaftsgut. Er schreibt Globalgeschichte, wie man sie sich wünscht. Die nationale – deutsche – Sichtwei-se wird auf ein Schlusskapitel reduziert und hat dort ihren verdienten Platz, ansonsten wechselt der Autor immer wieder die Perspektive. Dass er souverän Wirtschafts- und Kulturgeschichte verbindet, macht den Reiz des Themas und der Lektüre aus. Was wäre schließlich eine Geschichte des Kaffees ohne die Geschichte der Kaffeehäuser?

Nicht zuletzt wegen seiner enormen Popularität begleiteten den Kaffee immer auch Debatten um die moralischen und gesundheitlichen Folgen seines Genusses.

Mit ihm setzten sich Dichter und Denker auseinander, dazu sowohl der Papst als auch islamische Geistliche. Immerhin galt es zu klären, ob das Aufputschmittel etwa Sünde sei. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab man ihm die Mitschuld an der um sich greifenden, kollektiven Nervosität, die wohl teils Einbildung, teils bewusste und unterbewusste Reaktion auf die rasanten Veränderungen der Industrialisierung und der Globalisierung war. Die Entkoffeinierung schien die Lösung. Durch die Erfindung des löslichen Kaffees konnte man dann das anregende Getränk im immer hektischer werdenden Alltag konsumieren.

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180 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Lange Zeit durch Sklavenarbeit produziert, ist es heute Kinderarbeit, die den Kaffee so billig macht. 900000 Kinder sollen allein in Guatemala, 250000 in Nicaragua in der Kaffeewirtschaft beschäftigt sein, schreibt Krieger. Es sind Zahlen wie diese, die einen am Ende der Lektüre innehalten lassen. Sie zeigen aber auch, dass Kriegers Globalgeschichte eben kein coffee table book ist, sondern seriöse Geschichtsschreibung allererster Güte.

Rezension: Prof. Dr. Jürgen Zimmerer

Krieger, Martin
Kaffee – Geschichte eines Genussmittels
Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2011, 307 Seiten, Buchpreis € 24,90
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