Im Jahr 1946 gestalteten sechs- bis zwölfjährige Schülerinnen einer Saarbrücker Mittelschule ein „Danke-Buch“ für die Nahrungshilfen und die Kleidung, die sie aus Irland bekommen hatten. Der Ire Tony O’Herlihy hat Recherchen zu dem Büchlein aus dem Nachlass seiner Frau angestellt und es nach Saarbrücken zurückgebracht, wo es archiviert wurde und nun als kommentierte Edition vorliegt. Man erfährt, wie es überhaupt zu den irischen Spenden im harten Winter 1945/46 und darüber hinaus kam. Ein Vergleich zwischen dem „Danke-Buch“ und Poesiealben verdeutlicht die Besonderheiten des Saarbrücker Stücks.
Vor allem aber sind es die Gedichte und Zeichnungen der Mädchen, die berühren. Eines schreibt über dem Bild einer Suppenausteilung: „In unsrer großen Trümmerstadt macht Irland viele Kinder satt“. Auf mehreren Dankesbriefen sind Zeichnungen von solchen Trümmerlandschaften zu sehen; Saarbrücken war zu 75 Prozent zerstört. Ein anderes Mädchen schwärmt von „Zucker, Schinken, Fett und Speck“, während eine Schülerin bedauert, dass sie keine Spenden erhalte, weil sie nicht unterernährt genug sei. Ein ungewöhnliches Zeugnis aus der direkten Nachkriegszeit, das die damalige Not der Kinder, aber auch ihre Freuden fühlbar werden lässt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Tony O’Herlihy/Jutta Ströter-Bender/Kulturamt Saarbrücken (Hrsg.)
Das Danke-Buch aus Saarbrücken, 1946
Zeichnungen, Briefe und Gedichte von Mädchen in der Nachkriegszeit
Tectum Verlag, Baden-Baden 2020, 145 Seiten, € 38,–