Das Leben der Catharina Margaretha Linck kann als äußerst ungewöhnlich gelten. Die 1687 im thüringischen Gehofen unehelich Geborene wuchs im Waisenhaus in Glaucha bei Halle auf. Die Anstalt war die erste pietistische Gründung des später so berühmten August Hermann Francke und bot auch Catharinas Mutter ein Auskommen. Was das Mädchen aus der Menge ihrer Schicksalsgenossinnen und -genossen hervorhob, war, dass sie bereits mit 15 Jahren Männerkleider anlegte. Von einer Täufersekte, der sie sich angeschlossen hatte, ließ sie sich auf den Namen Anastasius Langrantinus Rosenstengel taufen und begann, intime Verhältnisse zu Frauen zu unterhalten. Zwischen 1705 und 1712 diente „Anasta-sius“ als Soldat bei den Truppen des Kurfürstentums Hannover, heiratete eine Frau, wurde schließlich enttarnt und wegen Unzucht angeklagt. 1721 richtete man die Delinquentin in Halberstadt hin.
Sachkundig und mit Anteilnahme schildert Angela Steidele den außergewöhnlichen Lebensweg ihrer Protagonistin, deren Unglück es war, dass sie als Frau, wie sie selbst sagte, „in einem falschen Körper“ leben musste. Dass wir so gut über Catharina informiert sind, liegt an den überlieferten Gerichtsakten; sie finden sich transkribiert im Anhang der Studie.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Angela Steidele
In Männerkleidern
Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721
Insel Verlag, Berlin 2021, 326 Seiten, € 24,–