Das „Stauferreich“, das Kaiser Friedrich II. im Süden Italiens errichtete, vermag noch immer zu faszinieren. Längst aber werden seine Persönlichkeit und Herrschaft nicht mehr unter einem verengten nationalen Gesichtspunkt gesehen, sondern man betont die außergewöhnliche Offenheit des Kaisers für die kulturellen Anregungen seiner Umgebung.
Der profilierte Burgenforscher Thomas Biller blickt in einem üppig illustrierten Band zunächst auf das von zahlreichen Konflikten begleitete Wirken des Kaisers, um dann intensiv dessen Burgenbau zu analysieren. Nach einer eingehenden bauhistorischen Analyse der staufischen Herrschaftsarchitektur in Apulien und auf Sizilien befasst sich Biller mit deren Funktionen. Die Burgen (meist in Form von Kastellen) dienten zunächst ganz klassisch der Beherrschung und Sicherung des Landes und als Unterkunft für den Hofstaat, dazu symbolisierten sie kaiserliche Macht. Darüber hinaus aber gehören einige Bauten zu den Glanzstücken mittelalterlicher Architektur, allen voran das Castel del Monte sowie die Kastelle in Catania und Syrakus. Sie bestechen durch klare Strukturen, konsequente Symmetrie und einen „akzentuierten Einsatz von Schmuckelementen“, ganz im Sinn der französischen Gotik. Auffallend ist jedoch bei diesen „Idealbauten“, dass sie als Befestigungsanlagen eher rückständig waren – Friedrich setzte also mehr auf Ästhetik als auf den Zweck.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Thomas Biller
Die Burgen Kaiser Friedrichs II. in Süditalien
Höhepunkte staufischer Herrschaftsarchitektur
Verlag wbg Theiss, Darmstadt 2021, 287 Seiten, € 62,50