Die „Prinzregentenzeit“ zwischen 1886 und 1912 ist untrennbar mit dem Namen Luitpold von Bayern verbunden. Gern wird sie in der Rückschau als „gute alte Zeit“ verklärt. Als drittgeborener Sohn König Ludwigs I. hätte Luitpold normalerweise keine Chance gehabt, die Regierungsverantwortung zu übernehmen, doch er wirkte als „Prinz-Regent“ zunächst für den regierungsunfähigen Ludwig II., dann vor allem für seinen psychisch kranken Neffen Otto I.
Die ansprechend geschriebene Biographie des Historikers Stefan März schildert die Lebensstationen des 1821 geborenen Luitpold, dem zunächst eine beachtliche Militärkarriere gelang. 1886 übernahm er die Regierungsgeschäfte und unterstützte weitgehend die Integration Bayerns ins Deutsche Reich. Besondere Akzente wusste der als liebenswürdig, tolerant und unprätentiös geltende Regent in der Herrschaftsrepräsentation zu setzen: So ließ er etwa das Bayerische Armeemuseum errichten. Vor allem aber entwickelte sich München nicht zuletzt durch seine Förderung zur pulsierenden Kulturmetropole. So mag Luitpold als Integrationsfigur gedient haben, wie März betont, doch dieses Bild bliebe unvollständig, würde man nicht ebenso auf die sich verschärfenden sozialen Gegensätze hinweisen, die auch das Königreich Bayern zu dieser Zeit prägten und die der Sozialdemokratie zu ihrem Aufstieg verhalfen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Stefan März
Prinzregent Luitpold
Herrscher ohne Krone
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2021, 159 Seiten, € 14,95