1584 machte sich der Seefahrer Pedro Sarmiento de Gamboa im Auftrag Philipps II. von Spanien auf den Weg, um an der Magellanstraße nahe der Südspitze Amerikas eine spanische Kolonie zu gründen. Die Expedition stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern: Bereits kurz nach dem Aufbruch versenkte ein Sturm zahlreiche Schiffe. Unter der Besatzung brachen Seuchen aus. Viele Mitreisende suchten an den Zwischenstopps das Weite. Als Gamboa schließlich das Ziel erreichte, waren Vorräte und Waffen knapp, und es fehlte an passender Kleidung. Zudem bereiteten die dort lebenden Indigenen der Flotte einen düsteren Empfang. Am Ende scheiterte die Expedition.
Diesem und weiteren weitgehend unbekannten Beispielen gescheiterter Eroberungen im Amerika des 16. und frühen 17. Jahrhunderts widmet sich der Historiker Simon Karstens. Anhand von zwölf Geschichten zeigt er, dass die Europäer in der „Neuen Welt“ keinesfalls immer über indigene Kulturen triumphierten. Von der Nord- bis zur Südspitze des Kontinents beschreibt er vielfältige Begegnungen indigener Kulturen mit den europäischen Eroberern, erzählt, wie Eroberer, Missionare, Fischer, Walfänger und Freibeuter auf
indigene Jäger, Sammler, Dorfbewohner, Krieger und Händler trafen und bei ihren kolonialen Vorhaben Misserfolge erlebten. Ein erfrischend anderer Blick auf die Kolonialgeschichte.
Rezension: Anna Joisten
Simon Karstens
Untergegangene Kolonialreiche
Gescheiterte Utopien in Amerika
Böhlau Verlag, Wien 2022, 291 Seiten, € 39,–