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Böhmen im Mittelalter

Peter Hilsch

Böhmen im Mittelalter

dam0723bue06_NEU.jpgUnser tschechischer Nachbar ist uns nah und fern zugleich. Mit der Gegenwart des Landes, das seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten als zuverlässiger Partner in der Europäischen Union gilt, sind viele vertraut – mit der Vergangenheit des Territoriums dagegen, das über Jahrhunderte hinweg unter dem Namen „Böhmen und Mähren“ bekannt war und engste Beziehungen zur deutschen Geschichte besaß, können immer weniger Menschen etwas anfangen. Der Tübinger Historiker Peter Hilsch, der 1938 im nordböhmischen Warnsdorf geboren wurde, schreibt seit langem gegen dieses Vergessen an.

Mit seiner gut lesbaren, für ein breiteres Publikum gedachten Gesamtdarstellung über die böhmischen Länder im Mittelalter legt Hilsch, der zuletzt eine vielbeachtete Biographie über den tschechischen Reformator Jan Hus veröffentlicht hat, die Bilanz eines reichen Forscherlebens vor. Es hängt mit der langen deutsch-tschechischen Konfliktgeschichte und seiner Herkunft zusammen, dass es ihm dabei auch um eine Form der Versöhnung, der Aufarbeitung einer gemeinsamen Geschichte und die historische Wahrheit geht. Zeitlich schlägt Hilsch einen Bogen von der frühen Besiedlung des Raumes bis zum Ende der Könige aus dem Haus Luxemburg (1437) in Böhmen. Der reiche Stoff ist übersichtlich nach den regierenden Dynastien bzw. Herrschern gegliedert. Wenn auch im Kern die politischen, religiösen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Vordergrund stehen, so werden doch auch Aspekte der Kultur-, Sozial- und Rechtsgeschichte angemessen berücksichtigt.

Besonders eindringlich widmet sich Hilsch der Frage, wie sich über die Jahrhunderte hinweg die Stellung Böhmens und Mährens im und zum Heiligen Römischen Reich beschreiben lässt. Dieser Blickwinkel erweist sich vor allem bei zwei Kapiteln als fruchtbar, die ohne einen konsequenten beziehungsgeschichtlichen Ansatz gar nicht darstellbar wären: den Abschnitt über König und Kaiser Karl IV. (1346–1378), der stärker als frühere Herrscher in außerböhmische Handlungsfelder und Beziehungsnetze eingebunden war,
einerseits sowie andererseits den Abschnitt über die hussitische Revolution im 15. Jahrhundert, die zu einer folgenschweren militärischen Auseinandersetzung mit dem Reich führte.

Das überlieferte Quellenmaterial – von den bedeutenderen Chroniken bis hin zu den tradierten Urkunden und Akten – wird erfreulich breit berücksichtigt. Insgesamt hinterlässt das Werk, das dem Leser im Anhang Stammtafeln und Karten bietet, einen soliden Gesamteindruck. Im abschließenden Satz wird noch einmal deutlich, was der Verfasser mit seinem Buch bezweckt. Es sei zu hoffen, so Hilsch, „dass die alten vor allem tschechisch-deutschen nationalen Auseinandersetzungen und Kämpfe um das Geschichtsbild selbst zu historischen Erscheinungen werden und man auf beiden Seiten wieder möglichst unvoreingenommen zu den Quellen zurückkehren kann“.

Rezension: Prof. Dr. Joachim Bahlcke

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Peter Hilsch
Die böhmischen Länder im Mittelalter
Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2023, 321 Seiten, € 36,–

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