Beim Thema Unterwasserarchäologie mag man zuerst ans Mittelmeer oder an den Pazifik denken. Doch auch hiesige Gewässer bergen eine Fülle von Funden, die unser Bild der Vergangenheit ergänzen, wenn nicht gar revidieren können. Der Unterwasserarchäologe Florian Huber hat 40 Forscherinnen und Forscher für einen voluminösen Band gewinnen können, in dem diese die wichtigsten Entdeckungen an den Küsten der Ostsee oder im nordfriesischen Wattenmeer, in den bayerischen Seen oder den niedersächsischen Mooren präsentieren.
So haben etwa die Moorleichen, die bei der Trockenlegung der Moore oder beim Torfstechen zum Vorschein kamen, viel Auf-sehen erregt, doch von großer Bedeutung sind auch die Opfergaben, die schon die prähistorischen Menschen an heiligen Orten im Moor deponierten: Gefäße mit Speiseopfern etwa oder menschliche Idole wie die eindrucksvollen Figuren, die bei Braak (Ostholstein) auftauchten.
Funde von mittelalterlichen Schiffswracks können die Wirtschaftsgeschichte dieser Zeit erhellen. Die Archäologie fördert aber auch deutlich Jüngeres zutage, etwa Überreste, die von einem Seegefecht 1914 vor Helgoland künden, oder eine Enigma-Chiffriermaschine aus dem Zweiten Weltkrieg, die man in der Geltinger Bucht fand.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Florian Huber (Hrsg.)
Zeitreisen unter Wasser
Spektakuläre Entdeckungen zwischen Ostsee und Bodensee
Verlag wbg Theiss, Darmstadt 2021, 334 Seiten, € 50,–