Berühmte antike Orte wurden schon oft beschrieben und geben das Bild einer ziemlich homogenen Stadtkultur ab, doch der Münchner Althistoriker Martin Zimmermann widmet sich dem eher Unbekannten und Unerwarteten. An manchen Orten findet sich seiner Meinung nach eine „individuelle Signatur“, durch die man die Antike neu kennenlernen und ihre Fremdheit im Vergleich zu heute wahrnehmen könne.
Zimmermann nimmt den Leser mit auf eine Reise nicht nur nach Italien und Griechenland, sondern auch nach Indien, Mesopotamien, nach Nordafrika, Ägypten oder in die Türkei. Wer hat etwa schon vom einst bedeutenden Ort Abonuteichos am Schwarzen Meer gehört, den im 2. Jahrhundert n. Chr. viele Menschen aufsuchten, um hier durch einen Orakelspruch Einblick in ihre ungewisse Zukunft zu erlangen, und die gnadenlos betrogen wurden durch einen skrupellosen Betrüger namens Alexander? Wer von der Siedlung Entremont, in der die Kelten einen seltsamen Schädelkult betrieben? Ob Geisterstädte oder Horte der Liebe, ob Feldlager oder Orte des Grauens – der Autor weiß von allen so
unterhaltsam wie lehrreich und quellennah zu berichten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Martin Zimmermann
Die seltsamsten Orte der Antike
Gespensterhäuser, hängende Gärten und die Enden der Welt
Verlag C. H. Beck, München 2018, 336 Seiten, € 22,95