Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Erfolgsgeschichte der Fotografie zunehmend Fahrt aufnahm, war Frankreich das Land, in dem Innovationen auf diesem Feld am entschiedensten vorangetrieben wurden. Die Begeisterung am neuen Medium fand Widerhall in den höchsten Kreisen: So war auch der französische Kaiser Napoleon III. ein großer Bewunderer der Fotografie. Der Kunsthistoriker Wolfgang Kemp widmet sich im vorliegenden Buch der Fotografie am kaiserlichen Hof zu dieser Zeit. Allerdings steht nicht Napoleon III. im Zentrum seiner Darstellung, sondern der spanische Adlige Olympe Aguado, Sohn und Erbe eines Marquis. Er war ein enger Vertrauter des Kaisers und zählte zu den herausragenden Amateurfotografen der Zeit. Er hatte sich die Technik ernsthaft angeeignet und sogar ein eigenes Studio eingerichtet.
Das Buch bietet einen hervorragenden Überblick über Aguados Arbeit. Seine Fotografien umfassen unter anderem Porträts von Napoleon III. und seiner Frau Eugénie, von befreundeten Adligen und seiner Familie, von luxuriöser Innenausstattung sowie kunstvoll arrangierten Szenen. Kemps Buch zeigt eine beeindruckende Auswahl dieser Bilder. Sie bieten einzigartige Einblicke in die Welt der Schönen, Reichen und Mächtigen und dokumentieren die frühe Verwendung der Fotografie als Medium der sozialen und kulturellen Repräsentation.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Wolfgang Kemp
Olympe Aguado
Fotografie am Hofe Napoleons III.
Schirmer/Mosel Verlag, München 2023, 120 Seiten, € 39,80