Kühne aufklärerische Ideen kennzeichneten das Wirken des Hamburger Pädagogen und Erziehungsschriftstellers Johann Bernhard Basedow. Vor allem seine fortschrittlichen pädagogischen Konzepte, die ihn immer wieder in heftige Konflikte stürzten, sichern ihm seine historische Bedeutung. Der Erziehungswissenschaftler Jürgen Overhoff hat dem Reformer eine schön geschriebene Biographie gewidmet, in der er ausführlich über den akademischen Werdegang Basedows informiert, die wichtigsten Wirkungsstätten von Hamburg über Holstein, Dänemark und Dessau bis Magdeburg charakterisiert und in seine Ideen einführt.
Schon als Hauslehrer auf Gut Borghorst versuchte Basedow, Maximen des englischen Philosophen John Locke umzusetzen, wonach das Lernen dann gut gelingt, wenn es von Neugierde, Lust und Spielfreude getragen wird. Besonders aber das Philanthropin, eine Musterschule, die Basedow in Dessau gründete, zeugte von den neuen Ansätzen, den Unterricht spielerisch und anschaulich zu gestalten, den Kindern religiöse Toleranz zu vermitteln und sie umfassend zu bilden. Hierüber hätte man in Overhoffs Buch gern noch mehr gelesen. Im frühen 19. Jahrhundert heftig geschmäht, erfuhr Basedow erst unter den Reformpädagogen des 20. Jahrhunderts neue Anerkennung, und auch eine auf Chancengleichheit setzende Schulpolitik seit den 1960er Jahren bezog sich auf ihn.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Jürgen Overhoff
Johann Bernhard Basedow
Aufklärer, Pädagoge, Menschenfreund
Wallstein Verlag, Göttingen 2020, 199 Seiten, € 16,–