Partisan, Staatspräsident eines kommunistischen Jugoslawien und Exponent der blockfreien Staaten – all das war Josip Broz, genannt Tito. Ohne Zweifel gehört er zu den interessantesten Persönlichkeiten des „Zeitalters der Extreme“; schon zu Lebzeiten wurde er zum Mythos. Umso erstaunlicher ist es, dass man deutschsprachige Publikationen über ihn mit der Lupe suchen muss. Die gut geschriebene Biographie von Marie-Janine Calic hilft diesem Übel nun ab.
Calic verfolgt die wichtigsten Lebensstationen ihres Protagonisten. Geprägt vom Bolschewismus, machte Tito zunächst in der Kommunistischen Partei Jugoslawiens Karriere, doch die Legitimation für seine spätere diktatorische Herrschaft bezog er aus seinen Erfolgen als Marschall der jugoslawischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Während er nach dem Krieg den Bruch mit Stalin vollzog, herrschte er nach innen mit einer Mischung aus Überzeugung und Repression, wie Calic schreibt. Legendär wurde sein Personenkult. Das ihm zugeschriebene „schillernde Image“, so die Autorin, bediente sogar heimliche Sehnsüchte nach einem „kommunistischen Ersatz-könig“. Und heute? Herrscht vor Ort vielfach eine „Titostalgie“.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Marie-Janine Calic
Tito
Der ewige Partisan. Eine Biografie
Verlag C. H. Beck, München 2020, 442 Seiten, € 29,95