Die Autoren Klaus Michael Mallmann, Jochen Böhler und Jürgen Matthäus zeigen in ihrer Studie „Einsatzgruppen in Polen. Darstellung und Dokumentation“, dass der rassenideologische Vernichtungsfeldzug der Nationalsozialisten bereits in Polen im Jahre 1939 begann und nicht erst mit dem Angriff auf Russland im Jahre 1941, dem „Unternehmen Barbarossa“ .
Zu diesem Zweck analysieren sie unter anderem auch polnische Literatur und Quellen aus ausländischen Archiven, die in der bis heute als Standardwerk geltenden Studie Helmut Krausnicks zum gleichen Themenkomplex nicht berücksichtigt wurden. Untersucht werden die Viten der Kommandoführer, die Organisation des Einsatzes der SD, die Marschwege der jeweiligen Einsatzgruppen und das Vorgehen des SD in Polen im Jahre 1939. Die Ursachen für die Eskalation der Gewalt, zu der es in diesem Jahr in Polen kam, sehen die drei Historiker vor allem im Folgenden: Erstens in den unpräzisen Befehlen des Führers, zweitens in der Tolerierung der Verbrechen durch die Wehrmacht und drittens in der Mentalität der Kommandoführer, die für die Verbrechen an der Bevölkerung die idealen Vorraussetzungen mitgebracht hätten.
Im Vergleich mit dem Krieg gegen Polen stellen die Autoren eine Radikalisierung der Wehrmacht im „Unternehmen Barbarossa“ fest. Der Grund hierfür sei, dass im Russlandfeldzug das Feindbild des „jüdischen Kommunisten“ konstruiert wurde, das der Ideologie entsprach, die auch in der Wehrmacht starken Rückhalt hatte. So waren die Befehlshaber der Wehrmacht viel eher bereit, das Vorgehen des SD zu dulden als noch zwei Jahre zuvor. Doch auch Kontinuitäten werden deutlich, vor allem die unpräzisen Befehle Hitlers, die einer immer größer werdenden Gewalteskalation Vorschub leisteten.
Rezension: Lange, Timo