Obwohl zum Protestjahr 1968 zahlreiche Veröffentlichungen vorliegen, gibt es Aspekte, die in der Forschung bislang kaum Aufmerksamkeit erhalten haben. Zu diesen gehört etwa die Verbindung zwischen der deutschen Studentenbewegung und der 1966 in den USA gegründeten Black Panther Party. Der Historiker Pablo Schmelzer hat deren Zusammenarbeit rekonstruiert. Seine Studie widerlegt die Annahme, dass außereuropäische Akteure in der deutschen 68er-Bewegung eher eine passive Rolle gespielt haben.
Schmelzer erzählt, wie weiße Studierende und afroamerikanische Militärangehörige der U. S. Army Ende der 1960er Jahre in Westdeutschland zusammenfanden, gemeinsam auf Demonstrationen ihre Ablehnung des „US-Imperialismus“ zum Ausdruck brachten und Untergrundzeitungen gründeten, die über rassistische Diskriminierung in den US-Kasernen aufklärten. Der Autor zeigt, dass es eine produktive, aber auch konfliktreiche Zusammenarbeit war. So führte die Identifikation der deutschen Studierenden mit „Afroamerika“ auf Seiten der Black Panther Party mitunter zu Irritationen, etwa wenn weiße Studierende mit zum Black-Power-Gruß erhobenen Fäusten vor US-Kasernen patrouillierten. Insgesamt zeichnet Schmelzer ein facettenreiches Bild der ungewöhnlichen Allianz und liefert einen wichtigen Beitrag zur Debatte um 1968.
Rezension: Anna Joisten
Pablo Schmelzer
„Black and White, unite and fight“
Die deutsche 68er-Bewegung und die Black Panther Party
Verlag Hamburger Edition, Hamburg 2021, 248 Seiten, € 30,–