Ein sehr empfehlenswertes Buch stammt aus der Feder des in Dublin lehrenden Historikers Robert Gerwarth. Flüssig geschrieben, umfassend recherchiert und analytisch überzeugend, gelingt es dem Autor durch seine Studie, der Revolution 1918/19 den herausragenden Platz in der deutschen Geschichte zu geben, den sie verdient. Zu Recht betont er, dass neben der politischen Umwälzung auch eine kulturelle und soziale Revolution erfolgte, vor allem in Bezug auf die Rechte von Frauen. Diese spielten eine „wesentliche Rolle“ in der Revolution, nicht zuletzt als Wählerinnen, die sie nun sein durften.
Umsichtig vermeidet Gerwarth vorschnelle Wertungen, sondern nimmt die Motivlagen der einzelnen Protagonisten wirklich ernst – die ja das Ende der Weimarer Republik noch nicht kennen konnten. Der gesellschaftliche Umbruch verunsicherte die Bevölkerung, die sich nach Demokratie und Frieden sehnte, besonders im konservativen München, wo die radikale Räterepublik, so der Autor, keine breite Unterstützung genoss.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Robert Gerwarth
Die größte aller Revolutionen
November 1918 und der Aufbruch in eine neue Zeit
Siedler Verlag, 384 Seiten, € 28,–.
Gerd Krumeich
Die unbewältigte Niederlage
Das Trauma des Ersten Weltkriegs und die Weimarer Republik
Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2018, 336 Seiten, € 25,–
Lothar Machtan
Kaisersturz
Vom Scheitern im Herzen der Macht
wbg Theiss Verlag, Darmstadt 2018, 350 Seiten, € 24,–