Auf acht Tage im Mai 1945 richtet Volker Ullrich seinen Fokus, nämlich auf die Zeit zwischen dem Selbstmord Hitlers am 30. April und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8./9. Mai. Dies ist eine kurze Zeitspanne, doch sie ist sehr aufschlussreich, wie Ullrichs dichte Schilderungen zeigen.
Fassungslosigkeit, Unsicherheit, Angst vor der Zukunft, aber auch Hoffnung auf ein baldiges Ende des mörderischen Regimes bestimmten das Lebensgefühl vieler Deutscher in diesen Tagen. Dass der Krieg mit Hitlers Tod nicht zu Ende war, hatte Admiral Karl Dönitz, den der „Führer“ noch zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, zu verantworten. Mit Ullrich kann man die militärische Entwicklung zwischen Befreiung durch die Alliierten, Abwehrkämpfen und der Kapitulation einzelner deutscher Heeresteile nachvollziehen, und man liest vom Flüchtlingselend, den Todesmärschen der KZ-Häftlinge, der Gefangennahme und Internierung deutscher Soldaten oder den ersten politischen Weichenstellungen für ein späteres Deutschland. Auch wenn der Autor nichts Neues erzählt, so versteht er es doch, dem Leser packend die Dramatik jener Tage vor Augen zu stellen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Volker Ullrich
Acht Tage im Mai
Die letzte Woche des Dritten Reiches
Verlag C. H. Beck, München 2020, 317 Seiten, € 24,–