1539 veröffentlichte Olaus Magnus (1490-1557), katholischer Geistlicher, Schriftsteller und Kartograph aus Linköping, eine Karte Nordeuropas, der er eine ausführliche „Beschreibung der Völker des Nordens“ als Kommentar beifügte. Die Karte, ein Meisterwerk an Genauigkeit und Ästhetik, galt über 300 Jahre als verschollen und wurde erst 1886 in der Bayerischen Staatsbibliothek wieder entdeckt. Als 1962 eine Vereinbarung zwischen den Bibliotheken in München und Uppsala über einen Tausch kurz vor dem Abschluß stand, tauchte ein zweites Exemplar der Karte auf, das schließlich für 150 000 schwedische Kronen erworben wurde.
Das Werk des Olaus Magnus haben nun Elena Balzamo und Reinhard Kaiser herausgegeben. Die ausführliche Einleitung schildert diese ganze Geschichte und nimmt eine kulturgeschichtliche Einordnung des Werkes vor. In Ausschnitten wird die Karte präsentiert und erläutert, dann die Motivation nachempfunden, die Olaus zu seinem Werk führte. Den größten Teil nimmt die Textwiedergabe ein, die im Deutsch des 16. Jahrhunderts zwar etwas mühsam zu lesen ist, dem Band dafür den Charakter einer Quellenedition gibt.
Mag die Gliederung auch nicht den Prinzipien moderner Länderkunden entsprechen, so vermittelt der Text doch einen Eindruck von der Vielfalt an Aspekten, die damals mitteilenswert erschienen. Was im Großen die Entdeckung und die Erschließung neuer Erdteile waren, machte im Kleinen die detailreiche Darstellung etwa von Natur, Brauchtum, Bevölkerung oder kriegerischen Ereignissen aus. Es entsteht ein dichtes Bild, auch das des handelnden Menschen.
Der Band führt in die Zeit von Reformation und Verdrängung des Katholizismus aus Schweden (Olaus und sein Bruder Johannes Magnus waren die letzten katholischen Bischöfe von Uppsala, ehe sie das Land ins römische Exil verlassen mußten), aber auch in eine Zeit von Entdeckung und Erweiterung des Weltbildes.
Er ist damit ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der europäischen Zivilisation und verdient breite Beachtung.
Rezension: Stadelbauer, Jörg