Eine Entdeckungstour in die Welt des Mittelalters verspricht der von Johannes Fried und Olaf B. Rader herausgegebene gleichnamige Band. Das inzwischen etwas abgenutzt wirkende Konzept der „Erinnerungsorte“ liegt auch diesem Band zugrunde. Sieht man davon einmal ab, so werden dem Leser aufschlussreiche Artikel namhafter Mediävisten zu vielen Aspekten des Mittelalters einschließlich ihres „Nachlebens“ bis in die Gegenwart geboten.
Aufgeteilt in sieben Bereiche, begegnen bekannte und unbekanntere Themen. So können wir im Kapitel „Schauplätze“ neben Jerusalem und Burgund auch über jüdische Friedhöfe im Reich lesen, im Kapitel „Bedrohungen“ neben Pest und Weltende auch vom Drachenkampf und im Kapitel „Ideen“ auch über die Erfindung der Brille oder über den Roland.
Bernhard Jussen setzt bei der erstaunlichen Popularität des „Riesen“ Roland an und zeigt, wie stark sich das Bild dieser „Gedächtnisfigur“ in Deutschland und Frankreich unterscheidet. Während Roland bei den Franzosen lediglich ein tapferer Diener Karls des Großen ist, repräsentiert er als Rolandsäule auf deutschen Marktplätzen die städtische Freiheit von der Adelsherrschaft.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger