Der Hohenzoller Friedrich Wilhelm I., seit 1713 König in Preußen, wird mit einem griffigen Beinamen der „Soldatenkönig“ genannt. Er spielt darauf an, dass Friedrich Wilhelm I. den Aufbau einer schlagkräftigen Armee betrieb, barocken Prunk ablehnte und als kompromissloser Herrscher und strenger Vater galt.
Der Potsdamer Historiker Frank Göse, einer der besten Kenner der brandenburgisch-preußischen Geschichte, hat nun eine moderne Biographie des Monarchen vorgelegt. Göse möchte „die vielen Gesichter des Soldatenkönigs“ zeigen, seine Widersprüchlichkeit sowie den „inneren König“, die Triebkräfte, die sein Handeln bestimmten. Das gelingt ihm hervorragend. Göse blickt auf unterschiedliche Handlungsfelder des tiefreligiösen Königs, auf Wirtschafts-, Finanz-, und Peuplierungspolitik ebenso wie auf sein Verhältnis zu Wissenschaft und Kunst, zur Familie, zum Hof und zu den Ständen, schließlich auf die Außenpolitik. Die Regierungspraxis Friedrich Wilhelms I. charakterisiert Göse als durchaus autokratisch, gleichwohl war er für seine Untertanen recht gut erreichbar.
Göse beschönigt nicht den schwierigen Charakter des Königs, stellt aber auch dessen nachhaltige Leistungen heraus, etwa seine effiziente Reform der landesherrlichen Verwaltung. Nach der Lektüre dieses profunden Buchs sieht man den preußischen König auf jeden Fall differenzierter.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Frank Göse
Friedrich Wilhelm I.
Die vielen Gesichter des Soldatenkönigs
Verlag wbg Theiss, Darmstadt 2020, 604 Seiten, € 38,–