Beschleunigung wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur der Taktgeber in den Städten und Fabriken – die Beschleunigung erfasste auch die Natur, etwa die Alpen. Hier war der Wintersport die treibende Kraft der massiven Umgestaltung der Naturlandschaft zu einer Arena des Massentourismus.
In seiner Umweltgeschichte analysiert Robert Groß am Beispiel von Vorarlberg die Entwicklung vom schwer zugänglichen Bergort zum Skizentrum, vom steilen Berghang zur Skipiste. Er stellt heraus, dass es die Skilifte („mechanische Aufstiegshilfen“) waren, die das Erlebnis Skifahren für immer mehr Menschen in immer kürzerer Zeit möglich machten. Es begann eine Spirale von Modernisierung, Ausweitung der Skigebiete und Intensivierung ihrer Nutzung. Im Gegenzug entschwand die einstige Lebensgrundlage Landwirtschaft in subventionierte Nischen.
Der Autor bietet wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung des Skitourismus im Zeichen der technischen Aufrüstung, zumal er auf Naturzerstörung und andere Probleme durch die Technisierung der Berge ebenso hinweist wie auf neue Zwänge, denen die Anwohner durch den Tourismus unterliegen. Allerdings muss man manch sperrige Formulierung wie etwa die „räumliche Organisation touristischer Körper“ oder die „raumzeitliche Überlappung von Landnutzungsmustern“ ertragen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Robert Groß
Die Beschleunigung der Berge
Eine Umweltgeschichte des Wintertourismus in Vorarlberg/Österreich (1920 – 2010)
Böhlau Verlag, Göttingen 2019, 361 Seiten, € 50,–