Seit der Geologe Ferdinand von Richthofen in seinem 1877 erschienenen China-Werk von der „Seidenstraße“ schrieb, ist dieser griffige Ausdruck für ein riesiges Verkehrsnetz in alle Weltsprachen eingegangen. Jedenfalls klingt das Wort einfacher (und weicher) als TRACECA für den modernen „Transportkorridor Europa – Kaukasus – Asien“. Während Seide das wichtigste Ausfuhrprodukt des alten China war, gab es unter den vielfältigen Importen kein herausragendes Produkt. Nur für Pferde bestand eine ständige Nachfrage: Die edelsten Pferde wurden mit zehn Ballen Seide in „Steuer-Qualität“ bewertet.
Thomas O. Höllmann, Münchner Sinologe und Ethnologe, besitzt in seinem Buch die Gabe, große historische und kulturelle Einheiten wie den Buddhismus zu skizzieren und auf das Phänomen Seidenstraße zu beziehen. Die Sprache ist nüchtern und unprofessoral, wenn der Autor etwa an einer Stelle von nicht vermittelbaren „Überzeugungssystemen“, die ihren Ursprung in China hatten, spricht und beispielhaft hinzufügt, der Taoismus sei kein „Exportschlager“ gewesen. Hervorheben muß man die gelungenen Übersichten zu Personen, Sprachen, Waren und Zahlungsmitteln und die Ausstattung mit Bildern, Register, Zeittafel und Übersichtskarte.
Das 120 Gramm leichte Kompendium paßt in jedes Reisegepäck. In einer Neuauflage wäre eine Erwähnung von F. W. K. Müller (1863–1930), dem überragenden Erforscher der Sprachen der Seidenstraße, wünschenswert sowie ein Hinweis auf die 40000 Berliner Textfragmente aus dem Jahrtausend zwischen 400 und 1400
Rezension: Kreiser, Klaus