In zahlreichen Veröffentlichungen wirft das Reformationsjubiläumsjahr 2017 seine Schatten voraus. Ein zupackend geschriebener, knapp gehaltener Band stammt aus der Feder des schottischen Historikers Peter Marshall. Der Autor geht gleich zu Beginn auf die vielfältigen Deutungen der Reformation zwischen Fanal der Moderne und Menetekel der Intoleranz ein und erweitert den Blick, der die Engführung auf Luther verlässt, auf die verschiedenen „Reformationen“ sowie auf die „katholische Erneuerung“ (von Seiten der Protestanten als „Gegenreformation“ bezeichnet). Er konstatiert eine europa- bzw. weltweite Bedeutung der reformatorischen Umbrüche. Im Folgenden stellt Marshall sehr kurz Luther, Zwingli und, etwas ausführlicher, Calvin vor, um sich dann den zentralen Glaubensinhalten (Rechtfertigung, Prädestination, Primat der Schrift) zu widmen.
Es folgen die politische Durchsetzung der Reformation(en) sowie deren Auswirkung auf Gesellschaft und Kultur. Am Ende sieht Marshall die Bedeutung der Reformationen weniger in ihren Absichten als in ihren unbeabsichtigten Folgen: Aus ihnen erwuchsen sozialer und religiöser Pluralismus, kritische Reflexion und Säkularisierung. Ein empfehlenswerter Band, nicht nur für „Reformationseinsteiger“.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger