Wer denkt, dass Bertolt Brecht nach dem Krieg mit fliegenden Fahnen in die DDR gegangen sei und sich als „Staatsdichter“ verstanden habe, den belehrt das Buch des exzellenten Kenners Werner Hecht eines Besseren. Eigentlich hatte Brecht immer für ganz Deutschland schreiben und sich deshalb nicht in Ost-Berlin niederlassen wollen. Doch 1948 als Staatenloser aus der Schweiz ausgewiesen, bekam er sein einziges Arbeitsangebot vom Deutschen Theater.
Auch wenn Brecht an Grundsätze wie Antifaschismus und und Antikapitalismus glaubte und diese eher in der DDR verwirklicht sah, war sein Verhältnis zur politischen Führung alles andere als unkompliziert, dafür war er viel zu streitbar und zu kritisch. Minutiös schildert Hecht die diversen Kämpfe des Theatermanns um Spielorte und Aufführungen, Gedichte und Aktionen. Trotz aller Schwierigkeiten gelangen Brecht zusammen mit der Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel höchst erfolgreiche Inszenierungen mit dem legendären „Berliner Ensemble“, die bald ein internationales Echo fanden und die DDR-Führung zu Zugeständnissen zwangen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger