Reisen galt dem adligen Mann in der frühen Neuzeit als wichtiger Bestandteil standesgemäßer Lebensführung. Besonders für den jungen Adligen aber spielte sich ein nicht unwesentlicher Teil seiner Erziehung auf Reisen ab, auf der Kavalierstour, die ihn an befreundete Höfe, an Universitäten im In- und Ausland und in fremde Städte führte. Mathis Leibetseder bereichert unser Bild von diesen adligen Erziehungsreisen in seiner quellennahen und anschaulichen Studie. Seine Beispiele beziehen sich auf Familien des Landadels in Brandenburg, Sachsen und Bayern, berücksichtigen allerdings kaum die Entstehung der Kavalierstour im 16. Jahrhundert. Er geht auf die Tour als Familientradition ein, auf die Begleiter des jungen Adligen (die eine stete Kontrolle gewährleisteten), die besuchten Orte und Personen und auf Risiken und Chancen der Reise.
Insbesondere kann er erstmals für den Raum des Alten Reichs Licht in die Finanzierung und die Kosten der Tour bringen, wobei er zum Vergleich auch Reisen des stadtpatrizischen Milieus berücksichtigt. Bei aller Detailfülle ist allerdings zu bedauern, daß Leibetseder nicht die Frage nach konfessionellen Unterschieden bei der Reisepraxis stellt.
Rezension: Talkenberger, Heike