Denkt man an die Reichsherrschaft, so werden wohl als Erstes die verschiedenen Kaiser in ihrem Wirken vor Augen stehen. Doch auch die Kaiserin war keineswegs machtlos. Die österreichische Historikerin Katrin Keller hat sich dieser Thematik ausführlich gewidmet. Sie untersucht mögliche Handlungsfelder, aber auch die mediale Präsenz der Kaiserin.
Keller beantwortet zu Beginn die Frage, wie man eigentlich Kaiserin wird – nämlich einzig durch die rechtmäßige Ehe mit dem Kaiser. Damit ist klar: Auch Maria Theresia, für die das immer wieder bestritten wird, war Kaiserin, obwohl sie nie gekrönt wurde. Keller schildert sodann die Rechte und Privilegien der Kaiserin sowie deren Krönung als rituellen Ablauf, als Sakralisierung des Herrscherpaares und als Inszenierung des Reichs. Die Krönungen waren jedoch nicht der einzige Anlass, bei dem die Kaiserinnen mediale Aufmerksamkeit fanden; auch die Geburt eines Thronfolgers bot Gelegenheit, über Schwangerschaft, Niederkunft und Kindbett der Monarchin zu berichten. Prominente Handlungsfelder waren – soweit sie nicht die Regentschaft für einen minderjährigen Sohn ausübte – in der Repräsentation, der Pflege eines weitgespannten Korrespondenznetzwerks und in der Fürsprache zu sehen. Besonders hier konnte die Kaiserin, indem sie beim Kaiser zugunsten einer Person intervenierte, beachtlichen Einfluss erlangen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Katrin Keller
Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2021, 429 Seiten, € 45,–