1999 fanden Raubgräber in der Nähe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt eine Bronzeplatte mit Goldapplikationen. Als diese Platte später von Fachleuten auf die frühe Bronzezeit datiert wurde, war die Sensation perfekt. Die etwa 3800 Jahre alte „Himmelsscheibe von Nebra“ gilt fast einhellig als die älteste konkrete Darstellung des Himmels überhaupt. Mehr noch, Harald Meller, Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, in dem die Himmelsscheibe ihr neues Zuhause fand, sieht in der Himmelsscheibe einen „funktionierenden Kalender“.
Jetzt ist ein neuer Band erschienen, in dem Meller gemeinsam mit dem Journalisten Kai Michel den Jahrhundertfund in einen größeren Kontext setzt. Er wird in ein Netz gestellt, das das Ringheiligtum von Pömmelte, aber auch Stonehenge, Trundholm, Knossos oder Babylon umfasst. Die Himmelsscheibe wie auch die Stufentempel Mesopotamiens, die minoischen Paläste Kretas oder die ägyptischen Pyramiden stehen für das Bedürfnis des Menschen, sich den Geheimnissen des Universums anzunähern. Aber gab es überhaupt eine Verbindung zwischen diesen Bauwerken?
Um dies zu ergründen, gehen die Autoren archäologischen Hinweisen auf konkrete Kontakte zwischen den bronzezeitlichen Kulturen nach und finden immer wieder Anhaltspunkte für einen Wissensaustausch. Der schön bebilderte Band lädt so zu einer Zeitreise in eine ferne Vergangenheit ein, bei der Überraschendes zutage tritt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Harald Meller/Kai Michel
Griff nach den Sternen
Nebra, Stonehenge, Babylon: Reise ins Universum der Himmelsscheibe
Propyläen Verlag, Berlin 2021, 261 Seiten, € 39,–