Was haben wir heute noch mit der Hanse zu tun? Der Mannheimer Historiker Hiram Kümper beginnt seine sehr fundierte und anschaulich geschriebene Hanse-Geschichte mit der heute in Unternehmerkreisen wieder sehr beliebten Figur des „Ehrbaren Kaufmanns“, der ebenso mit der Hanse verbunden wird wie die Vorstellung, es habe sich bei dieser um eine festgefügte politische Einheit gehandelt. Beides stellt Kümper in Frage. Er zeichnet ein differenziertes Bild des Hansekaufmanns und betont, dass die Hanse ein loser Wirtschaftsverbund war, der kein festes Programm oder Ziel hatte und situativ handelte.
Doch bevor sich der Autor intensiv mit der Rezeption seit dem 19. Jahrhundert befasst, stellt er detailliert die Entwicklung der Hanse dar. Um dem Leser den Geist der Zeit möglichst nahe zu bringen, lässt der Autor immer wieder kurze Quellenzitate einfließen. Deutlich wird, dass die starke wirtschaftliche Vernetzung des nordeuropäischen Raums ebenso wie die boomenden Städte zur Voraussetzung für die Gründung des Verbunds wurden. Kümper schreibt von den Auslandsstützpunkten der Hanse ebenso wie von den vielfältigen Waren, mit denen gehandelt, aber auch von den Kriegen, die geführt wurden.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Hiram Kümper
Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann
Die Deutschen und die Hanse
Propyläen Verlag, Berlin 2020, 541 Seiten, € 28,–