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Die Griechen: „fast überall angekommen“

Roderick Beaton

Die Griechen: „fast überall angekommen“

dam0723bue02.jpgTrägt die kleine Halbinsel des Südbalkans, heute mit etwa elf Millionen Einwohnern einer der kleineren Mittelmeeranrainer, eine Globalgeschichte? Roderick Beaton, Professor für Byzantinische und Neuere Griechische Geschichte, spannt die Erzählung von der Bronzezeit bis in die Gegenwart und geht dabei klugerweise nicht vom Land aus, sondern von den Menschen, genauer: den Sprechern der griechischen Sprache, und verfolgt deren sich wandelnde Identitäten über die Zeiten und Räume hinweg. Er stellt damit von Anfang an die Mobilität und Anpassungsfähigkeit der Griechen in neuerschlossenen Räumen heraus, von den expandierenden Mykenern bis zu den deutlich erkennbaren griechischen Gemeinden in New York, Boston, Chicago und anderen Städten der Welt außerhalb des Kernlandes. Die Griechen seien, so ein prägnantes Diktum, „fast überall angekommen“; sie hätten zuletzt eine herausragende und unverwechselbare Rolle beim Entstehen der globalen Kultur gespielt.

Gut die Hälfte des Buches nimmt die Zeit bis zum Abschluss der Christianisierung im 7. Jahrhundert ein – eine willkommene griechische Geschichte der Antike im Buch, in den Teilen zur Frühzeit mitunter zu optimistisch, doch nie fabulierend, sondern stets am Stand der Forschung orientiert. Auch für die anschließenden Epochen wird die Fähigkeit von Griechen herausgestellt, mit geringen Machtmitteln in die weitere Welt zu wirken. Das galt etwa im frühen Mittelalter, als mit Kyrills Slavenmission die griechisch-orthodoxe Prägung des Christentums in den Ländern des Nordostens begann und die Kunst der byzantinischen Diplomatie für lange Zeit die machtpolitische Schwäche des schrumpfenden Reiches zu kompensieren vermochte.

Das vorletzte Kapitel umspannt die Zeit von der Gründung des neuen griechischen Staates bis 1974. Griechenland wurde unter massivem Einfluss der Großmächte zu einem Labor hinsichtlich der Spannung zwischen der politisch organisierten und der größeren Kulturnation. Für die Hellenen entfesselte die „Große Idee“ einer Sammlung aller Griechen in einem modernen Nationalstaat eine erhebliche, teils destruktive Dynamik, bis hin zur „kleinasiatischen Katastrophe“ im Konflikt mit der Türkei nach dem Ersten Weltkrieg.

Doch globale Wirkung zeitigten langfristig eher Ideen wie die Wiederbelebung der Olympischen Spiele im Jahr 1896 (durch einen Franzosen!) oder – ganz handfest – auslandsgriechische Unternehmer wie die Gebrüder Vagliano oder die fünf Brüder Ralli, die als geschickte Netzwerker wesentlich zur Entwicklung des internationalen Handels- und Finanzsystems beitrugen. Älteren Lesern dürfte der Name des Großreeders und „Tankerkönigs“ Aristoteles Onassis noch geläufig sein. Weniger bekannt: Krieg und Bürgerkrieg in den 1940er Jahren ließen Emigrantengemeinschaften in Usbekistan und Südafrika entstehen, und Melbourne wurde zur drittgrößten griechischen Stadt der Welt.

Eine Weltkarte zeigt, wo überall teils große griechische Communitys bestehen. Fazit: ein Buch nicht nur für Liebhaber des Landes!

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Rezension: Prof. Dr. Uwe Walter

Roderick Beaton
Die Griechen
Eine Globalgeschichte
Verlag Philipp Reclam jun., Ditzingen 2023, 600 Seiten, € 38,–

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