In den Buchhandlungen stapeln sich aktuell zahlreiche Neuveröffentlichungen, die sich dem Krisenjahr 1923 widmen. Vor 100 Jahren bedrohten Hyperinflation, Ruhrkrise, politische Radikalisierung und Hitler-Putsch die noch junge Demokratie der Weimarer Republik.
Eine umfassende Analyse dieses Krisenjahrs hat unter anderen der deutsche Historiker Peter Longerich vorgelegt. Mit seiner lesenswerten Gesamtdarstellung gelingt es, sich einen guten Überblick über die Ereignisse und Zusammenhänge des „Schicksalsjahrs“ zu verschaffen. Longerich führt seine Leserschaft von der Besetzung des Ruhrgebiets über die Mobilisierung der Rechten und die Auswirkungen der Geldentwertung hin zur Eskalation und deren Entladung im Hitler-Ludendorff-Putsch. Hilfreich ist dabei auch das ausgewählte Kartenmaterial. Der Autor betont abschließend die Eigendynamik und Unbeherrschbarkeit der Situation. Zudem weist er auf die mangelnde Beseitigung der Strukturprobleme nach der Auflösung der Krise hin, die schließlich den Aufstieg des Nationalsozialismus befördert habe.
Rezension: Anna Joisten
Peter Longerich
Außer Kontrolle
Deutschland 1923
Molden Verlag, Wien/Graz 2022, 320 Seiten, € 33,–
