In der polnischen Sprache gibt es das Wort „poniemieckie“. Es bedeutet soviel wie „ehemals deutsch“ und bezeichnet diejenigen Orte, Gebäude und Gegenstände, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den rund zehn Millionen Deutschen zurückgelassen wurden, die aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches – also aus Schlesien, Pommern, der Kurmark und Ostpreußen – in Richtung Westen flohen. Im August 1945 wurden die Gebiete östlich von Oder und Neiße Polen zugeschlagen. Die zurückgebliebenen Möbel, Küchengeräte, Kleidung, Bilder oder auch Nutztiere wie Kühe gingen in den Besitz von Polen über, die oftmals selbst vertrieben oder umgesiedelt worden waren. Die Polen bezeichneten sie fortan als „poniemieckie“.
Mit der deutschen Vergangenheit der in Polen liegenden Gebiete und den dort gebliebenen Gegenständen sowie deren neuen Besitzern befasst sich die polnische Autorin Karolina Kuszyk. Sie wurde im niederschlesischen Liegnitz (polnisch: Legnica) geboren, wo auch die Idee zu ihrem Buch entstand. Immer wieder begegneten ihr Zeugnisse mit deutscher Vergangenheit, und so machte sie sich auf die Suche nach Quellen, führte Interviews mit Wissenschaftlern und sprach mit Nachfahren damaliger Umgesiedelter. Entstanden ist ein Buch, das auf faszinierende und oftmals auch berührende Weise die Biographien von Menschen mit denen von Gegenständen verbindet.
Rezension: Anna Joisten
Karolina Kuszyk
In den Häusern der anderen
Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
Ch. Links Verlag, Berlin 2022, 400 Seiten, € 25,–