Es gibt Orte, die außergewöhnlich geschichtsträchtig sind. Zu diesen Orten gehört auch der Wannsee. Der im Südwesten Berlins gelegene See ist Zeuge zahlreicher Ereignisse der deutschen Geschichte gewesen. Den meisten Menschen ist er bekannt, weil die Nationalsozialisten dort die Ermordung der europäischen Juden planten. Manche Menschen haben beim Gedanken an den See sofort den Schlager „Pack die Badehose ein“ von Cornelia Froboess im Ohr, andere eher die „Toten Hosen“. Viele denken bei dem malerischen Gewässer an den blühenden Garten des Künstlers Max Liebermann. Einigen fällt vielleicht ein, dass der Dichter Heinrich von Kleist sich dort das Leben nahm.
Die Autoren Jochen Arntz und Holger Schmale haben zahlreiche jener Geschichten, die sich in den letzten zwei Jahrhunderten an den Ufern des Wannsees ereigneten, in einem Buch versammelt, in dem sie die historische, politische und kulturelle Bedeutung des Ortes erstmals zusammenhängend erzählen möchten. Sie folgen dabei keiner strengen Chronologie, sondern betrachten vielmehr thematische Einheiten, verbinden Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte und vermitteln so ein facettenreiches Bild. Das Ergebnis ist ein lesenswertes Buch mit einer Fülle an Informationen und Details, das zeigt, wie überraschend eng der Wannsee mit der deutschen Geschichte verwoben ist.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Jochen Arntz/Holger Schmale
Wannsee
An den Ufern deutscher Geschichte
Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2024, 224 Seiten, € 25,–